Operative Behandlung der Schilddrüse

Die Schilddrüse steuert mit ihrem Botenstoff Thyroxin vor allem Energiehaushalt und Wachstum des menschlichen Organismus. Elementare Voraussetzung zur Herstellung dieses Hormons ist Jod. Das ist im Körper einzigartig. Fehlt Jod z.B. in der Nahrung, wird die Schilddrüse durch andere Botenstoffe übermäßig angetrieben, nimmt an Größe zu, kann Knoten bilden. Diese Zustände oder auch eine Überfunktion können krank machen, erfordern dann operative Teil- oder Gesamtentfernungen.

Häufige Gründe für eine Behandlung:

Knotenbildungen der Schilddrüse

Der häufigste Grund Schilddrüsen zu operieren sind Knotenbildungen. Diese können überfunktionieren mit dem Risiko einer Stoffwechselvergiftung. Sind diese Knoten in der Aktivitätsmessung kühl oder gar kalt, besteht ein höheres Risiko der Entartung. Halb- oder Gesamtentfernung des Organs können dann sinnvoll sein. Knoten können durch Verflüssigung (Zysten) und Einblutung auch Schmerzen verursachen. Zu große Schilddrüsen (größer 30 ml) können auf die Luftröhre drücken.

Bei besonderen Autoimmunerkrankungen (Morbus Basedow) wenden sich Antikörper gegen Eiweiße der Steuerungsrezeptoren, die dann ein Übermaß an Thyroxin freisetzen (Hyperthyreose). Dann ist die Komplettentfernung der Schilddrüse eine dauerhafte Problemlösung.

Nebenschilddrüse

Die vier hinter der Schilddrüse anhaftenden Nebenschilddrüsen regulieren mit Hilfe ihres Botenstoffes Parathormon den Calciumhaushalt im Körper. Zuviel Parathormon bedeutet Auslösen von Calcium aus dem Knochen mit zu hohen Calcium-Spiegeln im Blut, dadurch Nierensteinbildung im ableitenden Harnsystem, Knochenerweichung bis hin zur psychischen Veränderungen ggfs. Bewusstseinseintrübung.

Daraus folgen

  • Primärer Hyperparathyreoidismus (pHPT)

Im Falle einer Verselbstständigung einer der vier Nebenschilddrüsen und ungezügeltem Wachstum (Nebenschilddrüsenadenom) kommt es zur unkontrollierten Ausschüttung von Parathormon, damit Anstieg des Calciumwertes im Blut. Diese Konstellation – hohes Parathormon mit gleichzeitig erhöhtem Calcium – sichert biochemisch praktisch die Diagnose. Nun gilt es per Ultraschall das von Apfelkern- auf Bohnen- bis Walnussgröße vergrößerte Körperchen in den Halsweichteilen zu finden.

Eine Hilfe ist dabei auch ein besonderes Szintigramm (SESTA-Mibi). Die einzig wirksame Therapie ist dann die chirurgische Entfernung, die bei häufigen Lagebesonderheiten der Nebenschilddrüsen besondere Erfahrung und chirurgisches Geschick erfordert.

  • Sekundärer Hyperparathyreoidismus (sHPT)

Im Falle eine schweren Nierenfunktionsstörung, allermeist bei Patienten unter langjähriger Dialyse, führt ein Vitamin-D-Mangel zum Calciummangel und damit zur andauernden Stimulation der Nebenschilddrüsen, die versuchen durch gesteigerte Produktion ihres Botenstoffes Parathormon, den Calciumspiegel im Blut durch Auslösung aus dem Knochen anzuheben. Dies wiederum führt zur massiven Vergrößerung, Knochenschmerzen, Gefäßverkalkung, Juckreiz und der Gefahr, im Falle einer Nierentransplantation das Transplantat zu schädigen.

Die einzig dauerhaft effektive Problemlösung ist die chirurgische Gewebsreduktion auf etwa die Masse von vier apfelkerngroßen normalen Nebenschilddrüsen. Dazu werden in der Regel drei Nebenschilddrüsen komplett und eine zur Hälfte entfernt (Subtotale Parathyreoidektomie). Ein Eingriff, der sehr viel Erfahrung im Umgang mit solchen Operationen und vor allem die Möglichkeit der Dialyse mindestens am nächsten Tag nach der Operation erfordert. Diese Voraussetzungen sind im Bethlehem-Krankenhaus in besonderer Weise erfüllt.

Aufgrund ihrer sensiblen Lage und zentralen Funktion für den gesamten Kreislauf sind chirurgische Eingriffe an der Schilddrüse stets mit Risiken verbunden. Durch qualifiziertes Personal, routinierte Abläufe und jahrelange Erfahrung bieten wir ihnen die optimale Versorgung.

Relevante Aspekte einer kompetenten Schilddrüsenbehandlung sind:

Technische Grundvoraussetzungen

Eingriffe an der Schilddrüse erfordern ausgeprägte spezielle handwerklich chirurgische Erfahrung auf diesem Gebiet. Das Organ ist sehr blutreich und neigt zu gefährlichen Nachblutungen. Ganz besondere Sorgfalt muss auf die Schonung der rechts und links hinter der Schilddrüse verlaufenden Stimmbandnerven gelegt werden.

Zur sicheren Identifikationsmöglichkeit und Funktionsüberprüfung verwenden wir das Neuromonitoring. Dabei wird ein schwacher Stromimpuls über den Nerv geschickt und in dem zugehörigen Muskel gemessen. Die Verwendung von Lupenbrillen ermöglicht feinste Operationstechnik eben zur Schonung der Stimmbandnerven, aber auch der anhaftenden vier Nebenschilddrüsen, die unbedingt zum Erhalt des Calciumhaushaltes durchblutet erhalten werden müssen. Kann die Durchblutung nicht erhalten werden, wird eine Nebenschilddrüse entnommen, zerkleinert und in den Halswendemuskel eingepflanzt (Autotransplantation).

Qualitätssicherung

Jeder Patient zur Schilddrüsenoperation wird vor und nach dem Eingriff zeitnah vom HNO-Facharzt bezüglich seiner Stimmbandnervfunktion untersucht. Während des Eingriffs erfolgt ein hochstandardisiertes Neuromonitoring. Zudem nehmen wir an der Qualitätssicherung der Deutschen Gesellschaft für Allgemein- und Viszeralchirurgie teil.

Hierzu sollte uns jeder operierte Patient nach entsprechend umfänglicher Information über dieses Registerprojekt seine schriftliche Zustimmung erteilen.

Mögliche Nebenwirkungen

Neben dem Risiko einer Nachblutung am Operationstag mit Erfordernis zur erneuten Narkose und Nachoperation ist die Stimmbandnervlähmung bei Schilddrüsenoperationen nicht grundsätzlich auszuschließen. So muss man bei 100 operierten Patienten in ca. fünf Fällen mit einem solchen Zustand rechnen. Diese Lähmung bildet sich bei 4 von 5 Patienten unter Stimmbandgymnastik (Logopädie) innerhalb von 3 bis 6 Monaten komplett wieder zurück.

Selbst bei den dauerhaften Schäden gelingt eine Anpassung unter Logopädie häufig sehr gut. Eine Beeinträchtigung der Nebenschilddrüsenfunktion (5-10 Prozent) führt zu niedrigen Calciumwerten im Blut mit unangenehmem Kribbeln bis hin zu Krampfneigung. Behandelt wird dies mit Calciumbrausetabletten und Vitamin-D. Die Störung ist ganz häufig nach einer Woche vorüber.

Nachbehandlung

Ohne Schilddrüse kann der Mensch auf Dauer nicht leben. Man kann ihre Funktion durch Gabe von Schilddrüsenhormon (L-Thyroxin) in Tablettenform aber sehr gut und nahezu zu 100 Prozent ersetzen.

Man nimmt die Tablette Schilddrüsenhormon morgens nüchtern ein. Es gibt bei einigermaßen richtiger Dosierung keine Nebenwirkungen. Bei einem sehr trägen System kommt man ohne Schilddrüsenhormoneinnahme erst langsam nach 2-3 Wochen in Defizite. Zur Vermeidung einer Unterfunktion (Hypothyreose) oder einer Überfunktion (Hyperthyreose) wird die erforderliche Dosis anhand des TSH-Wertes im Blut überprüft.

Unser Stärke: Schilddrüsenchirurgie im Bethlehem Gesundheitszentrum

Schilddrüsenchirurgie und damit verbunden auch Eingriffe an den Nebenschilddrüsen sind für uns ein ganz besonderes Anliegen.

Patienten mit diesen Erkrankungen werden bei uns stets von zwei hochqualifizierten Ärzten betreut. Dies sind neben dem Chefarzt Dr. med. Shah noch Oberärztin Frau Dr. Tosuncuk. Regelmäßig werden ihre Fähigkeiten durch Besuch von Fachtagungen aktualisiert.

Wir übernehmen Verantwortung und sorgen für exzellente Versorgung durch:

Qualität der Schilddrüsenoperation im Bethlehem GHZ

Herausstechendes Merkmal der Schilddrüsenchirurgie an unserem Hause ist die konsequent restlose Entfernung des Schilddrüsengewebes ein- oder beidseitig. Dies natürlich unter dem maximalen Anspruch, die Stimmbandnerven und die Nebenschilddrüsenfunktion zu schonen.

Dazu gehört der Einsatz der Lupenbrille, der sehr konsequente Gebrauch des intraoperativen Neuromonitorings zur eindeutigen Nervenidentifikation und -funktionsprüfung und die Erhaltung der Durchblutung der Nebenschilddrüsen. Ist dies technisch nicht machbar, wird das betroffene Nebenschilddrüsenkörperchen entnommen, sorgfältig zerkleinert und in den Halswendemuskel autotransplantiert.

Kooperationen mit örtlichen Praxen

Zur prä- und postoperativen Untersuchung der Stimmbandfunktion arbeiten wir eng mit der HNO-Praxis Dr. Dieter Bongartz im nahegelegenen Schellerweg in Stolberg zusammen. Ist ein Patient von einem differenzierten Schilddrüsenkarzinom betroffen, besteht guter Kontakt zu den Kollegen der Nuklearmedizin im Universitätsklinikum Aachen (Univ.-Prof. Dr. Motthagy), um dort die weitere Diagnostik, gegebenenfalls eine Radiojodtherapie durchzuführen.

Aufmerksame Nachbetreuung

Die Nachbetreuung der bei uns an der Schilddrüse oder den Nebenschilddrüsen operierten Patienten liegt uns ganz besonders am Herzen. So bekommt jeder Patient nach seiner Entlassung mindestens einen weiteren Vorstellungstermin angeboten, an dem in der Regel der Hautfaden gezogen und das feingewebliche Ergebnis diskutiert wird.

Im Falle von Problemen, sei es mit Stimmbandfunktion, Calciumspiegel oder der Operationswunde, sind wir in unserer Spezialsprechstunde jederzeit und wiederholt in Anspruch zu nehmen. Die Einstellung der Schilddrüsenhormonersatztherapie erfolgt im Weiteren sinnvollerweise über den Hausarzt, den Nuklearmediziner und einen endokrinologisch spezialisierten Arzt.