Profis im Einsatz von künstlichen Kniegelenken

Ein durch arthrotische Veränderungen zerstörtes Kniegelenk wird durch ein Kunstgelenk ersetzt. Je nach Ausmaß der Arthrose kann der Ersatz als Teilgelenk oder als komplette Prothese erfolgen. Liegt eine Instabilität oder eine höhergradige Achsabweichung vor, sollte ein Gelenk mit einer höheren „Kopplungsstufe“ Verwendung finden. Dieses wird in der Regel zusätzlich im Knochenmarkskanal verankert. Bei Allergiepatienten (z.B. Nickelallerige) finden speziell beschichtete Materialen Anwendung.

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Der operative Ablauf

Nach Entfernung des zerstörten Knorpels, wird der Knochen mit speziellen Sägelehren präzise vorbereitet. Anschließend werden die Prothesenkomponenten eingepasst. Die Verankerung im Knochen erfolgt in der Regel mittels Knochenzement. Falls erforderlich wird die Rückfläche der Kniescheibe ersetzt. Es schließt sich eine Funktionsprüfung an, bei der der Bewegungsumfang des Gelenkes überprüft wird. Der Wundverschluss beendet den Eingriff. Die Drainage wird nach zwei Tagen entfernt.

Am Tag der Operation beginnt bereits die Nachbehandlung mit der Motorbewegungsschiene (CPM-Schiene). Die Entlassung erfolgt in der Regel sieben bis zehn Tag nach der Operation. Eine Rehabilitationsmaßnahme wird unsererseits empfohlen. Diese kann im hauseigenen Zentrum für ambulante Physiotherapie (ZAP) durchgeführt werden.

 

Infos zum ZAP

Leistungen im Detail

Roboterassistenz in der Knie-Endoprothetik

Knie-Endoprothetik: Im Bethlehem wird erfolgreich mit Roboterassistenz operiert

Ist der Operateur aus Fleisch und Blut bald überflüssig?
Dr.  Herbert Röhrig:
(lacht) Nein, derzeit sicherlich noch nicht. Aber diese Zukunftstechnologie macht einen selbst einen sehr erfahrenen Operateur nur besser. Wir waren die Ersten in der Städteregion Aachen, die auf dem Gebiet des künstlichen Kniegelenks diese wegweisende Technologie einsetzen und haben hiermit derzeit auch die meiste Erfahrung.

Welche Vorteile hat es, ein künstliches Kniegelenk mit Unterstützung des Roboterassistenzsystems einzusetzen?
Dr. Röhrig:
Eine Knieprothese wurde bislang immer so eingesetzt, sodass nachher immer eine normale Anatomie herauskam. Wenn wir in die Statistik gucken, dann sind mit einer Knieprothese wesentlich weniger Patienten hochzufrieden als bei einer Hüftprothese. Die Bandspannung des Kniegelenkes wurde bisher an die Prothese angepasst. Der Roboter kann aufgrund seiner hohen Präzision und der Möglichkeit, die Bandspannung zu messen, die Prothese perfekt zur vorhandenen Bandspannung navigieren. Wir erhoffen uns dadurch postoperativ weniger Schmerzen und eine bessere Funktion. Erste Studien, die sich in der Literatur finden, bestätigen dies.

Was bedeutet das?
Dr. Röhrig:
Mit Unterstützung des Roboters passen wir das Kunstgelenk noch perfekter an die individuelle Anatomie an. Unser Ziel ist, der Biomechanik des Patienten gerecht zu werden, auch wenn ein Knie von den Durchschnittswerten abweicht. Wir haben unsere Arbeit gut gemacht, wenn sich das Kunstgelenk in den natürlichen Bewegungsablauf reibungslos einfügt.

Ist das messbar?
Dr. Röhrig:
Ein erfahrener Operateur erreicht beim konventionell durchgeführten Eingriff eine Genauigkeit von 3 Grad. Bis 5 Grad Abweichung von der Planung gilt als tolerabel. Mit Roboter erreichen wir eine Genauigkeit von 0,5 Grad!

Wie ist der Ablauf?
Dr. Röhrig:
In der Vorbereitung unterscheidet sich der Eingriff nicht von der normalen Knieprothese. Auch diese Operation wird vorher am Röntgenbild in zwei Ebenen geplant. Nach der Operation sieht der Patient lediglich vier kleine Stichinzisionen zusätzlich. Diese rühren daher, dass für das Roboterassistenzsystem ein Referenzstern am Knochen des Ober- und Unterschenkels für die Dauer der Operation angebracht werden muss.

So funktioniert das Roboter-Assistenzsystem

Knieprothesen für Frauen

Ein Frauenknie ist anders beschaffen als ein Männerknie. Es ist in der Regel schmaler, hat eine andere Form und ist in einem anderen Winkel mit dem Oberschenkelknochen verbunden. Diese neuen wissenschaftlichen Erkenntnisse aus dem Bereich „Gender Medicine“ berücksichtigt das Bethlehem Krankenhaus als eines der ersten Krankenhäuser im Rheinland.

Seit Angang 2007 werden am Bethlehem Krankenhaus künstliche Kniegelenke speziell für Frauen eingesetzt. Bis zu 250 Patienten erhalten hier pro Jahr eine Kniegelenksendoprothese. Etwa zwei Drittel der Patienten sind Frauen, weil deren Knie aufgrund der weiblichen Anatomie stärker zu Abnutzung und Verschleiß neigen. Die Kosten für das künstliche Frauenknie werden von den Krankenkassen übernommen.

Geschlechtsspezifische künstliche Kniegelenke können die Qualität der operativen Versorgung verbessern. Bisher konnte man den anatomischen Besonderheiten des weiblichen Kniegelenkes nur mit kleineren Implantaten Rechnung tragen. Oft ist es dann jedoch nötig gewesen, den Oberschenkelknochen der Frau während der Operation an das am männlichen Knie orientierte Implantat anzupassen. Dies führte zu unnötigem Knochenverlust. Wie wissenschaftliche Studien zeigen, ist bei einer Kniegelenksendoprothese eben nicht nur die Größe entscheidend, denn Frauen sind nun einmal keine kleinen Männer!

Zwischen Frauen- und Männerknien gibt es eine Reihe von Unterschieden. Das weibliche Gelenk ist schmaler und eher trapezförmig und nicht rechteckig wie die meisten männlichen Knie. Auch die dünnere Vorderseite des Oberschenkelknochens sowie die Neigung zur X-Beinstellung und ein dadurch anderer Winkel zwischen der weiblichen Hüfte und dem Knie machen zumeist einen wichtigen Unterschied aus. Entwickelt wurde eine Prothese speziell für Frauen, nachdem Dr. M. Mahfouz von der Universität Tennessee mit der Computertomographie diese Unterschiede zwischen weiblichen und männlichen Knien festgestellt hatte.

Den Anstoß, dies überhaupt genauer zu untersuchen, hat es erst vor wenigen Jahren gegeben

Denn laut Umfragen waren Patientinnen mit neuen Kniegelenken unzufriedener als etwa Patientinnen mit neuen Hüftgelenken. Und insgesamt klagten mehr Frauen als Männer über Schmerzen nach Knieersatz. Die herkömmlichen Endoprothesen standen bei Frauen oft ein wenig an den Seiten des Knies am Knochen über, trotz Anpassung während der OP. Das hat bei einigen Patientinnen persistierende Schmerzen verursacht, da hier Bänder und Sehnen entlanglaufen und die hier entstehende Reibung Reizungen verursachen können. Auch beim Zusammenspiel zwischen Kniescheibe und Endoprothese gab es bei Frauen häufiger als bei Männern Probleme, wie weitere Studien in den letzten Jahren gezeigt haben.

Das an die weibliche Anatomie angepasste Implantat berücksichtigt diese neuen Erkenntnisse. Das Implantat speziell für Frauen wurde im Mai 2006 in den USA zugelassen und wird seit Anfang 2007 in wenigen deutschen Kliniken eingesetzt.

Knorpeltransplantation (MACT) am Knie

Matrixassoziierte Autologe Chondrozytentransplantation (MACT )

Das Knie ist eines der komplexesten Gelenke unseres Körpers. Es ist eine Konstruktion, die nicht nur scharnierartige Bewegungen zulässt, sondern auch geringfügige Dreh- und Gleitbewegungen ermöglicht.

Das Gelenk ist mit einer Knorpelschicht von etwa 3-4 mm Stärke überzogen, die extrem abriebsfest und langlebig ist. Dennoch kann durch vielfältige Ursachen, z. B. chronische Fehlbelastungen oder durch einen Unfall, ein Knorpelschaden entstehen. Der Knorpeldefekt kann vom Körper nicht selbstständig mit neu gebildetem Knorpelgewebe behoben werden. Es bildet sich ein „Ersatzgewebe“ das jedoch längst nicht so leistungsfähig ist, wie der ursprüngliche Knorpel. Daher besteht die Gefahr, dass dieser Schaden mit der Zeit größer wird und die Symptome wie Schmerzen und Schwellung zunehmen.

Seit 1997 wird in unserer Abteilung eine Operationsmethode praktiziert, bei der den Patienten ihre eigenen – kultivierten – Knorpelzellen an die geschädigte Stelle transplantiert werden. Diese Behandlung erfolgt in zwei Schritten:
  1. Schritt:

Zunächst wird während einer Arthroskopie (Gelenkspiegelung) ein winziges Stück Knorpelgewebe an einer unbelasteten Stelle des Knorpels aus dem Kniegelenk entnommen. Schon kurz nach dieser Arthroskopie können die Patienten wieder nach Hause. Das kleine Stück Knorpelgewebe wird sofort in ein Speziallabor gesandt. Hier werden aus dem gewonnenen Gewebe die Zellen gewonnen, die vermehrt werden sollen. Dieses Verfahren dauert ca. drei Wochen.

  1. Schritt

Nach etwa drei Wochen werden die herangezüchteten körpereigenen Knorpelzellen implantiert. Dazu wird das betroffene Kniegelenk unter Narkose geöffnet und das geschädigte Gewebe bis auf den Knochen abgetragen. Dann wird ein kleines Stück Matrix (Trägergewebe, auf die die Suspension mit den Knorpelzellen geträufelt wird) passgenau zugeschnitten und auf die geschädigten Stellen im Gelenk genäht.
Die Fäden, mit denen die Knochenhaut angenäht wird, lösen sich im Laufe der Zeit vollständig auf. Da das implantierte Gewebe vom operierten Patienten selbst herstammt, ist eine Abstoßungsreaktion ausgeschlossen.

Die Bildung des neuen festen, elastischen und widerstandsfähigen Knorpels kann einige Monate dauern. Um ein optimales Behandlungsergebnis zu erzielen, ist eine sorgfältige Nachbehandlung von äußerster Wichtigkeit:
Unser Therapeutenteam berät die Patienten fachkundig. Sportarten bei denen schwere Belastungen oder plötzliche unkontrollierte Drehbewegungen entstehen, sollten in den ersten Monaten nach der Operation vermieden werden.