Chirurgische Leistungen bei Bauchwandbrüchen

Lücken in der Bauchwand können von vornherein bestehen, z.B. zum Durchtritt der Samenstranggebilde oder des Mutterbandes in den Leisten. Oder sie entstehen nach Operationen, wenn die Bauchwand nicht richtig verheilt. Tritt durch diese Lücken Bauchinhalt nach außen spricht man von einem „Bruch“. Durch Einklemmung können Schmerzen bis hin zum Darmverschluss entstehen. Nur ein Verschluss durch Operation löst das Problem.

Häufige Gründe für eine Behandlung sind:

Leistenbruch

Der Leistenbruch ist der häufigste Bauchwandbruch. Meist macht er sich zunächst durch eine wechselnd große Vorwölbung bemerkbar, später durch Beschwerden.

Diese Brüche entstehen entlang des Durchtrittes der Samenstranggebilde zum Hoden. Deshalb haben Männer achtmal häufiger Leistenbrüche, verglichen mit Frauen. Heute werden Leistenbrüche ganz überwiegend mit gut verträglichen Kunststoffnetzen versorgt. In der Regel geschieht dies durch eine Bauchspiegeloperation, bei der ein handflächengroßes Netz von innen hinter das Bauchfell, aber vor die Bauchwand gelegt wird (TAPP).

Allermeist kann man nach 1-2 Tagen nach Hause, Vollbelastung ist nach 14 Tagen möglich. Ist der Patient im Bauch mehrfach voroperiert, z.B. auch an der Prostata, wird das Netz über den üblichen Leistenschnitt von außen in die Bauchdecke eingebracht (Lichtenstein-OP). Etwas mehr Beschwerden, aber sonst auch rasche Entlassung und baldige Vollbelastung sind möglich.

Nabelbruch

Hierbei ist die Verwendung von Netzen durchaus umstritten. In der eigenen Erfahrung lassen sich über 90 Prozent der Fälle mit sehr sorgfältiger doppelreihiger Nahttechnik ohne Netz versorgen. Ist das Gewebe schwach, der Bruch mehr als 2-Eurostück groß, sollte man eher eine begrenzte Netzverstärkung durchführen.

Narbenbruch

Die allermeisten Narbenbrüche sollten mit Netzverstärkung operiert werden. Allerdings gibt es eine große Spannbreite, wie weit man den Bauch zur Versorgung eines Narbenbruches wirklich eröffnen muss.

Die häufigste Form des Narbenbruches in der Mittellinie wird durch eine Netzunterfütterung hinter den „Waschbrettbauchmuskel“ versorgt (Sublay-Plastik). Das bedeutet schon einen nicht unerheblichen präparatorischen Aufwand, dann mit den besten Langzeitergebnissen. Es muss immer das Patientenrisiko und die individuellen Besonderheiten der Bauchdeckenbeschaffenheit zum bestmöglichen technischen Vorgehen in Einklang gebracht werden.

Die Möglichkeit, einen Narbenbruch durch Schlüssellochtechnik zu versorgen, besteht, kann aber nicht wirklich überzeugen, da häufig ein erheblicher Aufwand zur Lösung der Darmschlingen betrieben werden muss und der Bauchwanddefekt nicht wirklich rekonstruiert, sondern „nur“ von innen mit einem möglichst großen Netz überdeckt wird. Deshalb bevorzugen wir die offene Operationstechnik bei Narbenbrüchen.

Sonstige Bauchwandbrüche

Seltener sind Bruchformen wie epigastrische Hernien in der Mittellinie oberhalb des Nabels, Schenkelbrüche als besondere Form von Leistenbrüchen oder Spieghel´sche Hernien, deren Entdeckung und Behandlung oft doch ganz erheblicher Erfahrung und intelligenter individualisierter Therapie bedürfen.